Deutsches Energieberaternetzwerk: Landesmitgliedertreffen 2019 in Neuwied

  • Grußworte: Fridays for Future „Motivation und erste Vorschläge“
  • Vortrag: GF Energieagentur RLP „Wertschöpfung durch Klimaschutz“
  • Vortrag: Klimaschutzmanager VG Bodenheim „Umsetzungskonzept VG“
  • Vortrag: Allianz für Entwicklung und Klima „Mitmacherklärung“
  • Diskussion: Gesetz Bundesregierung “steuerliche Abschreibung Sanierung WG“

Neuwied: Der Einladung zum diesjährigen Treffen des Deutschen Energieberaternetzwerks (DEN e.V.) waren von den derzeit 64 Mitgliedsunternehmen ein halbes Dutzend persönlich gefolgt. Überwiegend freiberufliche und unabhängige Ingenieur/innen, Architekt/innen, Meister und Techniker in kleinen Unternehmen in Rheinland-Pfalz sind als Teil des bundesweiten DEN Netzwerks mit ca. 700 Mitgliedsbetrieben organisiert. Die überschaubare Anzahl von anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmern aus RLP, die der Einladung persönlich gefolgt sind, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen das die Berater von Neuwied über Mainz bis nach Berlin sehr gut vernetzt sind. Deshalb konnte sich der kleine Kreis der Anwesenden auch sehr intensiv mit den Themen befassen die derzeit „Topp aktuell“ in Sachen Energiewende und Klimawandel auf der öffentlichen Agenda stehen und ihren beruflichen Alltag als qualifizierte Energieberater unmittelbar betreffen.

Mitgliederversammlung DEN e.V: Rheinland-Pfalz

Foto: Frank Flügel von Blick Aktuell

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Landessprecher Dietmar Rieth und seinen Vertreter Klaus Jürgen Friedrich war es an Dana Krämer, ihres Zeichens Vertreterin der Ortsgruppe Neuwied von „Fridays for Future“ (fff) erste Impulse zu setzen.

Zitate aus ihrem Grußwort:

„….Und in der Klimadiskussion geht es um unsere Kinder, unsere Enkel und deren Kinder, auch
wenn wir diese noch nicht kennen oder nie kennen lernen werden.

Was verändere ICH, um den Klimawandel aufzuhalten? Diese Frage sollten wir uns jeden Tag
stellen. Sie wollen wissen was sie als einzelner tun können?

    1. Überlegen Sie jedes Mal, wenn sie in Ihr Auto steigen, ob diese Fahrt wirklich notwendig ist
      oder ob es eine Alternative gäbe
    2. Essen Sie weniger Fleisch und andere tierische Produkte
    3. Reden Sie über das Thema in der Familie, bei Freunden, mit Lokalpolitikern und Journalisten. Recherchieren Sie bei Fragen oder schließen uns einfach an.

Wir sind optimistisch, dass die Welt zu retten ist, aber dafür brauchen wir jeden Einzelnen!….“

Mit Michael Hauer stellte sich der neue Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH diesem Kreis der DEN Mitglieder in RLP erstmals persönlich vor. Seinen fundierten Ausführungen zu Möglichkeiten regionaler Wertschöpfung durch Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in den Kommunen, Betrieben und Privathaushalten schloss sich eine intensive „Diskussion unter Fachleuten“ an. Angefangen bei der Entwicklung und Umsetzung von hoch geförderten Quartierskonzepten für Städte und Dörfer bis hin zur Lebenszyklusberechnung von Baustoffen und Neubauten oder Sanierungsvorhaben unter CO2 Einspargesichtspunkten, zeigte er die derzeitigen Möglichkeiten auf und forderte zur strategischen Zusammenarbeit auf. Als Orientierung für Kommunalverantwortliche, private Haushalte und Betriebsinhaber präferiert er Ansätze wie mit einem permanenten Controlling (Energiecontrolling/Energiesteckbrief) Transparenz und Nachvollziehbarkeit in die Energie- und Umweltdiskussion auch in RLP einziehen kann. Daran lassen sich dann Erfolge oder Misserfolge von Umsetzungs- und Fördermaßnahmen besser ablesen und eine Versachlichung der Instrumentendiskussion erreichen. Auch hier sieht er die qualifizierten, freiberuflichen und unabhängigen Energieberater als wichtige Partner.

Nahtlos knüpfte der Vortrag von Markus Forschner, Klimaschutzmanager der VG Bodenheim an die Ausführungen seines Vorredners an. Er berichtete detailliert von der Entwicklung, Umsetzung und erfolgten Wertschöpfung des Klimaschutzkonzeptes in seiner VG. Anhand von Energie-Potentialerhebungen (Gebäude-Typologiewerten) und Auswertung von konkreten Verbrauchsstrukturen der bestehenden öffentlichen Gebäude, Gewerbe- und Industriegebäuden sowie privaten Immobilienobjekten und des Verkehrs, wurde zunächst eine Klassifizierung vorgenommen. Anschließend konnten dann energetische Sanierungskonzepte als Quartierslösung entwickelt und zur sukzessiven Umsetzung gebracht werden. Das ist seine Aufgabe die er nun schon seit Jahren erfolgreich umsetzt. Ein kontinuierliches Energie Controlling überwacht und zeigt ob die Maßnahmen wie geplant ihre Wirkung entfalten. Mit dieser dauerhaften Transparenz ist eine Bewusstseinsbildung in Gang gesetzt worden die vorher nicht vorhanden war, weiß Herr Forschner aus seiner mehrjährigen Praxis zu berichten. Nur am Rande erwähnt er dann noch, dass er durch die nachgewiesenen Fördermittelabrufe und Einsparerfolge sowie Wertsteigerungen der Immobilien ein Zigfaches seines eigenen Gehalts für die Kommunen in der VG einspielen konnte. Klar ist aber auch, so Herr Forschner, dass nur eine Verbindung von hohem Technikverständnis, betriebswirtschaftlichem Know-How und Kenntnis der Förderlandschaft und einem beherzten Vorgehen der kommunalen Entscheidungsträger diese Erfolge möglich macht.

Das in der vergangenen Woche vom Bundeskabinett beschlossene „Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030 im Steuerrecht“ stieß im Kreis der anwesenden Energieberater, des Klimaschutzmangers und des Geschäftsführers der Energieagentur Rheinland-Pfalz auf massive Ablehnung, was die Streichung der unabhängigen Energieberatung bei selbstgenutzem Wohnraum im Gesetzentwurf anbelangt.

„Die Festlegung, dass eine Unternehmererklärung eines Handwerksbetriebs ausreichen soll um gegenüber dem Finanzamt Steuergeldförderungen von bis zu 40.000,- € in zehn Jahren für ein selbstgenutztes Wohnobjekt zu erhalten, konterkariert alles was bisher an Qualitätssicherung in den letzten 15 Jahren von den Fördergebern auf Bundesebene und in den Ländern aufgebaut wurde. Sollte das von den Handwerksverbänden mit den politischen Entscheider/innen im Bundestag und in den Ministerien in Berlin wirklich so vereinbart worden sein –und danach sieht es im Moment aus- würden sich die Handwerksbetriebe selbst einen Bärendienst erweisen, denn mit diesem „Selbsterklären als Unternehmer“ wird dann den unkontrollierten Billigheimern Tür und Tor geöffnet.

Man kann nicht auf der einen Seite durch die Wiedereinführung der Meisterbriefe in verschiedenen Berufen die Qualität sichern wollen um sie Andererseits durch mangelnde zusammenhängende Kontrolle von komplexen Sanierungsvorgängen wieder abzuschaffen“, so Dietmar Rieth und Klaus Jürgen Friedrich, Landessprecher des DEN in RLP und Vertreter.

Gesetzentwurf der Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms
2030 im Steuerrecht (PDF)

Pressemitteilung des DEN e.V. zum Kabinettsbeschluss zum Gesetz zur Umsetzung des Klimaschutzprogrammes im Steuerrecht (PDF)

Als letztes Vortragkapitel wurde vom Landessprecher Dietmar Rieth die Initiative „Allianz für Entwicklung und Klima“, des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Gerd Müller vorgestellt. Bei dieser bundesweiten Allianz geht es u.a. darum CO2 Kompensationen in Unternehmen und Betrieben in Deutschland – deren Kompensation von CO2 Potentialen hier nur mit einem erheblich höheren Aufwand als z.B. in afrikanischen Ländern möglich ist- für die Investition in Klimaschutzprojekte in Drittländern zu gewinnen.
„Der Allianz können sowohl große Industrieunternehmen als auch kleine Dienstleister wie Beratungsbüros beitreten. Für die qualifizierten und unabhängigen Energieberater kann dieses neue Feld überdies als Weiterentwicklung von Energieauditierungen bei Unternehmen, Kommunen und Institutionen hierzulande (gemäß DIN 16247-1oder ISO 50001 oder ISO 50002) entwickelt werden. Aber auch z.B. in Afrika oder genauer dem Partnerland von RLP in Ruanda kann diese Herangehensweise eine Rolle spielen. So könnten mit einem landesweiten Klimafonds in RLP, der sich aus solchen Zertifikaten der Unternehmen speist, konkrete Projekte nach denselben Regeln (gemäß DIN 16247-1oder ISO 50001 oder ISO 50002) vor Ort in Afrika umgesetzt werden. Ein Herausforderung der Weiterentwicklung für Energieberater auch in RLP sich mit ihrem fachlichen Know-How einzubringen“, ist sich der Landessprecher Dietmar Rieth sicher.

https://allianz-entwicklung-klima.de

Mit freundlichen Grüßen
V.i.S.d.P Dietmar Rieth
-Landessprecher Rheinland-Pfalz-

In Kopie an: Klaus Jürgen Friedrich, stellvertr. Landessprecher RLP und Bundesvorstand

Anlagen: